Vor 20 Jahren in Santiago und immer noch auf dem Weg

Vor genau zwanzig Jahren kam ich als Student in Santiago de Compostela an. 

Hinter mir lag der Camino von St. Jean in den Pyrenäen durch ganz Spanien bis nach Galizien ans Apostelgrab.
Viele der Rituale und Bräuche auf dem Weg sind mir heute noch gut in Erinnerung: das Ablegen eines Steins am Cruz de Ferro, das Umarmen der Apostelstatue in der Kathedrale von Santiago oder auch den morgentlichen Café con Leche.

Auch an Ungewohntes erinnere ich mich wie an den täglichen Aufbruch, der meisten Pilger mitten in der Nacht, um mit Bergsteigerlampen die ersten Stunden durch die Dunkelheit zu gehen und dann gegen Mittag einen Platz in einer Herberge zu ergattern. Nicht mit mir.

Die Urkunde, die Compostella, bescheinigt dem glücklichen Pilger die Ankunft in Santiago.
Was aber zählt ist nicht das Ankommen, sondern das sich auf den Weg machen und Unterwegs sein.
Der Weg und seine vielen kleinen und großen Überraschungen sind eben das Ziel: die Menschen auf dem Weg und am Wegesrand, die vielen Gedanken und Lebenshilfen, der Glaube – bezeugt durch Menschen und sehr alte Kirchen am Weg. 


Eine Begebenheit ließ mich lange nicht los:
als ich einmal ein Muschelzeichen übersehen hatte und wohl falsch abgebogen war, rief mir ein Mann lauthals nach, doch den anderen Weg zu nehmen. Es war ein alter Blinder mit Binde und Stock.
Er hörte wohl, dass ich auf dem falschen Weg war. Der Blinde weist dem vermeintlich Sehenden den Weg…

Der Jakobsweg lädt auch heute noch ein, sich auf den Weg zu machen. Ob auf dem „echten“ Camino oder täglich mit der Haltung eines Pilgernden auf den kleinen Wegen des Alltags.
Einmal Pilger – immer Pilger. Ultreia – Lass uns weitergehen.


Joachim Klopfer
Pastoralreferent

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